Chronik der katholischen Gemeinde
Wolmirstedt
Eine Chronik ist eine Art Lebensgeschichte. Hier geht es um die Geschichte des Aufbaus und Wachsens der katholischen Kirchengemeinde in Wolmirstedt, die vor über 150 Jahren in einer
Gegend gegründet wurde, die im katholischen Sprachgebrauch als Diaspora gilt.
Die Anfänge des katholischen Gemeindelebens reichen bis in
das frühe 19. Jahrhundert zurück. Wolmirstedt hatte weder einen
eigenen Pfarrer noch eine eigene Kirche. Wohl aber eine kleine
Gruppe von katholischen Christen, die zur Messfeier nach Groß
Ammensleben ging.
Nach Jahrhunderte langer Unterbrechung begann in einem nicht
katholischen Gebiet ein lebendiges Gemeindeleben neu. Die Mehrzahl
der 70 Jahre, die die Kirche nun erbaut ist, waren Zeiten der Diktatur, der geistigen Unfreiheit und Repressalien. Das Gotteshaus war
aber dann Schutz und Schirm und gab
Geborgenheit. Druck von außen entleerte die Kirchen nicht.
(A. Hesse in der Jubiläumsfestschrift 2006)
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HISTORISCHES
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wolmirstedt von Thietmar, Bischof von Merseburg, Graf von Wahlbeck und Miteigentümer der Wolmirstedter Burg im Jahre 1009.
Umfangreiche Bodenfunde und schriftliche Überlieferungen weisen jedoch darauf hin, dass bereits ab der Jungsteinzeit Menschen im Gebiet von Elbe und Ohre lebten.
Karls des Großen Chronist Einhardt hat in den fränkischen Annalen überliefert, dass die Herren des Frankenkönigs dreimal diesen Winkel zwischen Elbe und Ohre aufgesucht und Quartier bezogen haben.
Karl der Große reiste bereits 780 bis an die Ohreniederung, um
hier mit den Sachsen und Slawen Regelungen zu treffen.
Wolmirstedt, als frühere Grenzfeste zwischen der Mark Brandenburg
und dem Erzstift Magdeburg, war ständiges Streitgebiet und häufiger
Schauplatz für kriegerische Auseinandersetzungen.
1590 bekam Wolmirstedt das Stadtrecht verliehen. Im
Dreißigjährigen Krieg erlitt es schwere Zerstörungen, gehörte ab
1680 zum brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg und lag im
damaligen Holzkreis. Im Stadtwappen
erscheint die Heilige Katharina. Sie war neben dem Heiligen Pankratius Schutzpatronin des 1228 erstmals schriftlich erwähnten Nonnenklosters St. Katharina.
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DIE GESCHICHTE DER PFARREI
Erst ab 1856 fand in Wolmirstedt regelmäßig alle vier Wochen mit
einen Pfarrer der Muttergemeinde Groß Ammensleben eine Messfeier
statt. Als Notlösung feierte der betreuende Priester damals
Gottesdienste in einem in einer Gaststätte angemieteten Saal. Im
Jahr 1864 erwarb die katholische Gemeinde ein Mietshaus in der
damaligen Stendaler-Straße (ehemals Uhren-Geißler). 70 Jahre
wurde hier die Heilige Messe gefeiert.
Nach dem ersten
Weltkrieg stieg die Anzahl der Mitglieder sprunghaft an.
Infolgedessen gewann die Gemeinde auch an Ansehen nicht nur bei
Gott, sondern auch in Paderborn und bei den örtlichen Behörden. Was
nicht unwichtig war, da sich der Wunsch bei vielen
Gemeindemitgliedern nach einem eigenen Kirchenbau regte.
Mit Unterstützung des Bonifatiusvereins für das katholische Deutschland entstand ab 1935 — 1936 an der ehemaligen
Fr.- Loss - Str. (auch Apfelkiste genannt) eine katholische Kirche mit
Pfarrhaus und Schulgebäude. Am 24. Mai 1936 wurde die Kirche durch
den Weihbischof Augustinus Baumann aus Paderborn feierlich geweiht
und ihrer Bestimmung übergeben.
Auch die nichtkatholische
Bevölkerung Wolmirstedts nahm regen Anteil an dem Geschehen. Die St. Josefskirche wurde die erste
katholische Kirche im Einzugsbereich der alten Klosterpfarrei Groß Ammensleben, die man seit der Reformation erbaut hatte.
"Unser Kirche in Wolmirstedt, sie ist nicht prächtig, aber fromm, darauf
habe ich geachtet." (Prägende Worte von Pfarrer Stitz)
Mit Beginn des 2. Weltkrieges tangierte durch
Evakuierungen eine große Anzahl von Katholiken aus anderen
Teilen Deutschlands unsere Gemeinde. Bereits 1943 war die Zahl
der Gläubigen kaum mehr festzustellen, da immer mehr Flüchtlinge
vorerst aus dem westlichen Teil Deutschlands hier Unterkunft
fanden. Mit dem Ende des Krieges im Jahr 1945 strömten diese Menschen wieder
zurück in ihre angestammte Heimat.
Schon recht bald hieß es Platz schaffen für die vielen
Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, unter denen
sich Tausende katholischer Christen befanden, besonders aus
Schlesien und dem Sudetenland. Für diese armen, leidgeprüften
Menschen war die katholische Kirche hier ein Sonnenstrahl und
große Freude, trotz des Heimatverlustes, die Heimat bei
Gott nicht verloren zu haben. Viele von Ihnen fanden hier eine
neue Heimat und haben ein Stück Kirchengeschichte von St. Josef
mit geschrieben.
Ende
der 70er Jahre wurden im Kirchenraum einige größere
Sanierungen vorgenommen. Eine neue Decke wurde eingezogen
und zur Freude aller eine Bankheizung installiert. Der Altarraum und das Altarbild wurden ebenfalls neu gestaltet.
Ein besonderer Höhepunkt der Feierlichkeiten zum
50-jährrigen Kirchweihjubiläum im Jahr war die feierliche
Einweihung der neuen Orgel. Durch die enorme finanzielle
Unterstützung der Gemeinde konnte dieser schöne Klangkörper
angeschafft werden. Die Gemeinde ist heute noch sehr stolz
auf diese wunderbare Errungenschaft. Erstmals seit der Einweihung der Kirche im Jahr 1936 musste
2001 das Kreuz samt Kugel wegen dringender Reparaturen vom
Kirchendach geholt werden. Gespannt war man auf den Inhalt
der Kugel. Leider war sie leer. Das neue Kreuz mit Kugel
wurde in einem feierlichen Akt gesegnet und wieder auf den
Turm gebracht. Kugelinhalt: Tag des Herrn v. O7.1O.2001, eine
Volksstimme und einige 50 ct Münzen. Gleichzeitig wurde das Kirchen- und Wohnhausdach neu eingedeckt.
Nach
gründlicher Planung wurde 2002 mit dem Ausbau des
Dachbodens über dem Gemeinderaum begonnen. Dem
persönlichen Engagement Pfr. Heides ist
es u.a. zu verdanken, dass
diese umfangreiche Baumaßnahme realisiert werden konnte. Ein bisher verstaubter Boden wurde zu einer hellen, freundlichen Begegnungsstätte mit Außentreppe und Sanitärtrakt ausgebaut. Finanzielle Unterstützung gab es von der Stadt Wolmirstedt sowie dem
Bischöflichen Amt und natürlich auch im hohen Maße von privaten
Spenden.
Hoch zu schätzen ist vor allem der unermüdliche Einsatz von
vielen Gemeindemitgliedern. So manch ein privater Wochenend- und
Feiertagsplan wurde geändert, um das Werk zu vollenden.
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